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Prolog               

Erfolge bleiben immer das Ergebnis einer seriösen Planung. Meine Arbeit befasst sich mit den Grundlagen und dem umsetzen der Erkenntnisse für eine solche Planung, ohne den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit zu erheben.

Mit den vereinfachten Voraussetzungen der Grundlagen und der Verallgemeinerung gewisser Erfahrungen und deren Auswertung bin ich versucht, ein Werkzeug zu schaffen, mit dem sich Planung und Periodisierung so bearbeiten lassen, dass sich wenigstens die Struktur des Erfolges erahnen lässt. Aber jede unter idealisierenden Voraussetzungen entwickelte Lösung auf diesem Gebiet stellt immer nur eine Näherungslösung dar. Erfahrungsgemäss reichen aber diese Grundlagen und der Grad dieser Annäherung aus, um die komplexen Unterschiede, welche zum Erfolg führen, mindestens in planerischer Sicht zu erfassen.

In diesem Sinne bin ich 1990 auch an die Arbeit herangetreten. Dabei sollte es ursprünglich nur eine Überarbeitung der J+S Grundlagen Radsport werden, welche 1980 von Paul Köchli erarbeitet wurden. Schlussendlich ist einiges Material entstanden, welches in mir ein gewisses Unbehagen oder sogar eine Angst erweckt. Es könnte nämlich auch Trainer geben, welche diese Hilfsmittel wie eine Bibel betrachten. Dazu muss klar betont werden, dass sich meine Darstellung niemals anmasst, die effektiven Tatsachen zu korrigieren, und dass bei allfälligen Widersprüchen stets und an jeder Stelle nicht mein Wort, sondern die Tatsachen oder das Wort der Erfahrung gilt.

1) Allgemeine Erläuterungen

Was man über Planung, Arithmetik und Algebra in der Schule lernt, sind Erkenntnisse, die Jahrhunderte alt sind. Daraus erklärt es sich, dass die Art der Wiedergabe eine erstarrte Form angenommen hat, die nicht erkennen lässt, dass einst um diese Erkenntnisse mühsam gerungen werden musste. Dieses Ringen geht heute auf dem Gebiete der Sportwissenschaften weiter und man versucht mit allen modernen Mitteln, welche den heutigen Forschern zur Verfügung stehen, weitere Axiome 1) zu begründen, welche den Athleten helfen sollen, Erfolge zu erzielen. Aber genau so wie in der Mathematik, wo der Begriff des Axioms von vielen Leuten, die zwar rechnen können, im Lexikon nachgeschlagen werden muss, verhält es sich bei den Sportlern und Trainern. Sie können zwar die Axiome des Erfolges überall nachlesen, diese aber anzuwenden und richtig umzusetzen bleibt nur den wenigsten vorbehalten. Nach einem Ausspruch des grossen Mathematikers und Philosophen Leibniz ist die Philosophie erst das Vorzimmer der Weisheit. Wenn ich diesen Spruch nach Colerius ein weiteres Mal variieren darf und auf diese Arbeit anwende, würde es gleichsam das "Vorzimmer der Trainingsplanung" bedeuten. Drinnen in den heiligen Hallen thronen all die Grossen, welche mit Ihren Athleten Erfolge gefeiert haben. Der Sekretär im Vorzimmer gibt den ehrfürchtig Wartenden und Staunenden Ratschläge, wie sie sich den Grossen nähern können, ohne sofort hinausgewiesen zu werden. Um zu den zitierten Grossen eine genauere Beschreibung zu geben, hierbei handelt es sich nur um die wenigen wirklich Grossen, die alle Erfolge auf sportlicher Basis erzielten, immer mit dem Ziel, einen gesunden Körper und Geist zu erhalten - ohne jegliche ethische und moralischen Zugeständnisse.

 Ich will den Grossen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), den Panhistor, den Alleswisser, ein weiteres mal zitieren. Leibniz hat seine allgemeine Lehre von den Symbolen eine "cabbala vera" eine wahre Kabbala genannt. Was Kabbala, kabbalistisch usw. bedeutet, dürfte bekannt sein. Magie, Zauber, Beschwörungsformeln, mystische Kräfte, entfesselt durch Worte und Symbole, liegen in diesem Begriffsbereich der Kabbala. Nun sind aber die mathematischen Zeichen als sehr massgebende Bestandteile in jenem Leibnizschen Symbolkalkül, in jener allgemeiner Lehre von den Symbolen, enthalten.

Auch ich bin mir bewusst, dass diese Andeutungen Leibnizscher Geistesflüge nicht sofort verständlich sein kann. Wir wollen also den Ausspruch Leibnizens für unsere Zwecke möglichst vereinfachen und festhalten, dass in der trainings-theoretischen Schreibweise auch eine Art Zauberkunst, eine "wahre Kabbala" steckt. Diese Schreibweise wird von den nicht eingeweihten als Hokuspokus empfunden, und alle, die sich damit befassen, werden als Scharlatane abgestempelt.

Wir würden uns etwas vormachen, wenn wir nicht auf ähnliche Weise versuchen, unsere heutigen Vorstellungen von den Sportwissenschaften in Frage zu stellen. Soweit ich es beurteilen kann, und das ist meine wirkliche Überzeugung, ist die wichtigste stillschweigende Voraussetzung in der Wissenschaft, dass es eine rationale, mathematisch formulierbare Lösung für jedes Problem gibt. Die meisten schütteln ungläubig den Kopf, wenn ihnen jemand mit dieser Behauptung kommt, und fragen: "Wie bitte soll den dieses Modell aussehen?" Ich muss dabei sofort anfügen: Ich glaube an rationale Lösungen für Probleme der Trainingsplanung. Durch gewissenhafte Anwendung der wissenschaftlichen Methoden wird man diesen Lösungen immer näher kommen. Aber da schon andere genauso fest an ihre Annahmen geglaubt haben wie wir und später dann doch unrecht behielten, sollten wir uns immer der Tatsache bewusst sein, dass eben auch wir auf der Grundlage von Annahmen vorankommen, die erst dann bestätigt werden, wenn alle Antworten vorliegen.

2) Ein paar persönliche Bemerkungen

Der Wandel unseres Sportbildes - von einem durch Idealismus beseeltem und von Gott bestimmtem Erfolg zum Tummelfeld der modernen Wissenschaften - hat, seitdem er sich abzeichnet, keineswegs immer ungeteilten Anklang gefunden. Die Opposition etwa, die sich im Bereich Doping manifestiert, lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Gegenkultur, die sich langsam ausbreitet, und dieser Beitrag sollte dieses Anliegen kräftig unterstützen, ist auf dem bestem Wege, sich zu etablieren.

Es ist ein weit verbreiteter, wenn auch selten formulierter Glaube, man zerstöre die Schönheit einer Sache, sobald man sie analysiere. Bevor ich detaillierter auf den Sport eingehe, wie er sich uns heute darstellt, möchte ich beteuern, dass auch die wissenschaftliche Betrachtungsweise eine ästhetische Wertschätzung verdient.

Im heutigen Sport ist genügend Platz sowohl für Technologen und Theoretiker als auch für Poeten und Ethiker.

Es ist richtig: Wir haben den Sport, in dem Menschen glaubten, die Götter durch Rituale und Zeremonien beeinflussen zu können, gegen einen Sport eingetauscht, in dem wir die Natur beeinflussen, weil wir ihre elementaren Gesetze verstehen. Aber würden Sie bei einer akuten Blinddarmentzündung wirklich einen Schamanen einem Chirurgen vorziehen? Es ist richtig: Wir haben den Sport, in dem sich Gott in die menschlichen Angelegenheiten einmischte, durch einen Sport ersetzt, in dem seine Rolle darin besteht, die Naturgesetze zu ersinnen und dann die Dinge ihrer Entfaltung zu überlassen, ohne dass es seines weiteren Einschreitens bedarf. Aber wäre Ihnen nicht gerade ein Gott lieber, der sich vor allem durch das Wissen auszeichnet, wie sich alles auf richtige Weise ineinander fügt? Für mich jedenfalls ist ein von den klaren Wahrheiten der Naturgesetze beherrschter Sport genau so schön und faszinierend, wie jeder von Mythologie beseelter Sport im Griechischen Olymp. Ich würde den modernen Sport gegen nichts, was ihm voranging, eintauschen wollen.

 

 

 

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21.09.2016                          © Copyright 1995-2016 msporting.com. All rights reserved.