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Technik / Taktik |
Der Wiegetritt ist eine Trettechnik welche hauptsächlich bei Steigungen angewannt wird. Der Wiegetritt sieht zwar von Aussen fast gleich aus wie ein Antritt bei einem Zeitfahren oder aus langsamer fahrt in einem Rennen. Es gibt aber wesentliche Unterschiede. Beim Klassischen Wiegetritt versucht der Fahrer möglichst Energieschonend eine Steigung zu bewältigen. Beim Antritt ist das Ziel eine möglichst grosse Beschleunigung zu erzielen. Beim Antritt ist das Ziel eine möglichst grosse Kraftmenge kurzfristig in Fahrenergie umzuwandeln. Der wesentlichste Punkt in diesem Vergleich ist die aufgewendete Energie. Jede Trettechnik aus dem Sattel bedarf aber eine bedeutend grössere Menge Energie als Trettechniken bei welchen der Sportler im Sattel sitzen bleibt.
Beim Versuch den Wiegetritt in Intensitätsbereiche gemäss Kapitel 6.8 einzuteilen kommen ganz klar die beiden Intensitäten Leicht und Gering nicht in betracht. Athleten welche Steigungen mit der Mittleren Intensität im Wiegetritt absolvieren können beherrschen diese Technik schon extrem gut. Eine Steigung mit mittlerer Intensität hinauf zu fahren bedeutet aber auch, dass die gesamte Energiebereitstellung an der Grenze oder über der Grenze der aerob- , anaeroben Schwelle liegt. Anders ausgedrückt verbrennt der Athlet Glykogen und dieses Energieart reicht nur für eine begrenzte Zeit. (siehe Kapitel 4.1.5.6) Der Grund dieses höheren Energiebedarfes liegt darin, dass im Wiegetritt immer ein grösserer Windwiederstand durch die grössere Siluetenfläche vorliegt. Dies wird zwar bei steileren Strassen und tieferer Fahrgeschwindigkeit immer unerheblicher. Wichtigster Grund ist aber die an der Vorwärtsbewegung beteiligte Muskelmasse. Diese ist beim Wiegetritt grösser als im Sattel sitzend. Aus diesem Grunde werden steilere Strecken häufig im Wiegetritt befahren, um mit dem grösserern Kraftaufwand eine flüssigere, als angenehmer empfundene, Geschwindigkeit halten zu können. Oder ganz einfach um aus Taktischen Überlegungen schneller zu fahren ohne dass der Gegner vom Windschatten wesentlich profitieren kann.
Beim Wiegetritt wird zusätzlich zur Beinmuskulatur das eigene Körpergewicht meist sogar in Kombination mit der Arm- Schulter- und Rückenmuskulatur eingesetzt. Dies hat den Vorteil, dass kurzzeitig mehr Vortriebswirksame Kräfte aufgebracht werden können und zusätzlich die sonst meistens statisch belasteten Muskelpartien entlastet werden. Weiter werden die Muskelfasern der typischen Tretmuskulatur in einen anderen Wirkungsbereich belastet, was einer Entlastung der am meisten beanspruchtem Bereiche entspricht und somit deren Durchblutung fördert.
Der korrekte Bewegungsablauf beim Wiegetritt kann nicht definiert werden, da er nicht nur von den Hebelverhältnissen des Athleten, sondern auch von der Steilheit der Steigung und von der Fahrgeschwindigkeit abhängig ist. Was aber auch beim Wiegetritt Gültigkeit hat ist die richtige Fusstellung. Auch hier ist die durchgedrückte Ferse eher von Vorteil, obwohl der Unterschied zum Spitzfuss kleiner wird, oder sogar aufgehoben wird.
Die Atemtechnik beim Wiegetritt gewinnt durch den höheren Energiebedarf an Bedeutung. Es währe aber falsch die Frequenz der Atmung mit der Tretfrequenz standardmässig zu synchronisieren. Eine möglichst tiefe Atemfrequenz ist auch hier anzustreben.
Tretfrequenzen im Wiegetritt
Wie im Kapitel 12.2 Tretfrequenzen und im Kapitel 12.5 Tretfrequenzen am Berg
bereits ausführlich erwähnt ist die Kraft multipliziert mit der Frequenz die
Leistung welche ein Radsportler erbringt. Die möglichen Tretfrequenzen im
Wiegetritt sind gegenüber der Fahrtechnik im Sattel nach oben eingeschränkt.
Ich würde das Spektrum der möglichen Tretkadenz von 40 U/min. bis 75 U/min.
beschränken. Tiefere Umdrehungszahlen wirken als Murks und sind bei
Wettkämpfen nur selten und dies nur bei den schwächsten Sportler zu sehen.
Höhere Tretfrequenzen als 75 U/min. sind vermutlich ineffizient.
Erstellt:
2002; letzte
Aktualisierung: Sunday, 09. June 2002.